PODCAST ERSTELLEN
Erfolgreich zur Podcast Aufnahme
Podcasts erfreuen sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit in der online Welt. Doch was macht einen guten Podcast aus? Was gibt es beim Erstellen von Podcasts zu beachten? Wie stellt man einen Podcast auf Spotify, Youtube und Co.? Alle Infos inkl. Anleitung wie Podcast Aufnahme, Podcast Apps uvm. rund um das Thema „Podcast erstellen“ findest Du in diesem Tutorial.
WAS IST EIN PODCAST?
Ein Podcast ist eine Audio- oder Videoaufzeichnung, die regelmäßig veröffentlicht wird und über das Internet abonniert werden kann. Podcasts können auf verschiedenen Plattformen angeboten werden, wie zum Beispiel auf speziellen Podcast-Websites oder über Anwendungen für mobile Geräte. Die Themen von Podcasts können sehr unterschiedlich sein und reichen von Nachrichten und Unterhaltung bis hin zu Bildung und Fachthemen. Podcasts sind eine beliebte Form der Unterhaltung und Information, da sie bequem auf einem mobilen Gerät angehört werden können und es dem Hörer ermöglichen, die Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt anzuhören.
PODCAST IM ALLTAG
Podcasts sind für viele Menschen zum alltäglichen Begleiter geworden – auf der Weg zur Arbeit, beim Essen, oder abends gemütlich auf dem Sofa. Laut dem Reuters Institute Digital News Report von 2019 haben 21 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einen online Podcast im Monat gehört – die Zahl dürfte mittlerweile um einige Prozentpunkte gestiegen sein, da es immer mehr Apps und Anbieter gibt. Zu den beliebtesten Podcast-Plattformen gehören Spotify, Apple Music/Apple Podcasts und Deezer. Doch auch beim Erstellen von Podcasts lauern Gefahren: das Mikrofon rauscht, der Gesprächspartner ist unverständlich, die Stimme ist verzerrt, nur um ein einige Beispiele zu nennen.
Damit dir das nicht passiert, zeigen wir dir nachfolgend, mit unserer Anleitung, Schritt für Schritt, worauf es beim Erstellen eines Podcasts zu achten gilt, welches Equipment benötigt wird und wie du deinen Podcast auf Spotify, Youtube und Co. stellst.
PODCAST KONZEPT
Vor dem Podcast erstellen solltest du dir ein Konzept dafür überlegen. Identifiziere und definiere das Thema und die Zielgruppe. Überlege, welche Ausrichtung deine Sendung annehmen soll (unterhaltsam, informativ, …). Anschließend kannst du dir Gedanken über die Länge jeder Folge machen. Diese sollte immer ähnlich bleiben, beispielsweise 25 bis 30 Minuten pro Folge. Natürlich darf zwischendurch eine Folge auch mal länger oder kürzer sein, aber eine gewisse Konstanz sollte beibehalten werden. Das Gleiche gilt für das Veröffentlichen der einzelnen Folgen. Ein fester Release-Zeitplan, zum Beispiel 14-tägig oder monatlich, muss ebenfalls festgelegt werden.
PODCAST LOGO
Sowohl ein grafischen als auch ein akustisches Logo geben deinem Podcast einen Wiedererkennungswert. Vor allem Ersteres ist notwendig, um deinen Podcast zu erstellen. Ein Audiologo in Form eines Jingles markiert zugleich Anfang (Intro) und Ende (Outro) einer Folge. Es gibt diverse Anbieter, bei denen Jingles erworben werden können, oder man erstellt selbst ein Jingle.
PODCAST EQUIPMENT
Bevor du dich an das Aufnehmen und Erstellen deines Podcasts machst, solltest du das passende Equipment auswählen:
PODCAST AUFNAHME AKUSTIK (RAUMAKUSTIK)
Bevor du die erste Folge deines Podcasts erstellst, solltest du eine Probeaufnahme machen, um zu prüfen, ob sowohl dein Mikrofonsignal als auch der Raum, in dem du aufnimmst, gut klingen. Die Raumakustik ist ein oft unterschätztes Problem, das zu schlechter Aufnahmequalität führen kann. Ziel ist eine möglichst trockene Sprachaufnahme. Wenn dein Raum problematisch ist, braucht es nicht gleich eine Gesangskabine oder die Akustik eines professionellen Studios. Kleine Akustikmodule wie die Akustik-Schaumstoff- oder Absorber-Paneelen auf der Webseite von MB AKUSTIK oder der Desktop-Absorber von t.akustik schaffen Abhilfe für die perfekte Podcast Aufnahme.
PODCAST MIKROFON
Bei der Auswahl des Mikrofons gilt es zu überlegen, ob es ein „traditionelles“ Mikro mit XLR-Anschluss oder ein USB-Mikrofon sein soll. USB-Mikrofone haben den Vorteil, dass sie kein zusätzliches Audio-Interface benötigen, da dieses bereits im Mikro integriert ist. Egal für welchen Anschluss du dich entscheidest, achte auf jeden Fall darauf, dass die Richtcharakteristik des Mikros eine Niere ist. Außerdem sollte die Empfindlichkeit nicht zu hoch sein, da ansonsten auch viele Nebengeräusche wie vorbeifahrende Autos eingefangen werden – das allseits beliebte Einsteigermikrofon NT-1a von Rode ist deswegen zum Podcast erstellen suboptimal.
Achtung: Wer Podcasts mit mehreren Gästen erstellen möchte, sollte zu einem XLR-Mikrofon mit Audio-Interface greifen. Mehrere USB-Mikros an einen Rechner anzuschließen kann problematisch sein (ist aber machbar).
Des Weiteren sollten eine Mikrofonspinne sowie ein Poppschutz deinem Setup angehören. Ersteres dämpft Körperschall und Schrittgeräusche, letzteres fängt unangenehme Plosiv- (P, T, …) und Zischlaute (S, Z, …) ab. Poppschutz und Spinne sind bei vielen Mikrofonen im Lieferumfang enthalten – eine Prüfung diesbezüglich lohnt sich!
USB-Mikrofone bis 150 Euro:
- Blue Snowball
- Tascam TM-250U
- Rode NT-USB
- Audio-Technica AT2020 USB+
- AKG Lyra
USB-Mikrofone bis 300 Euro:
- Rode PodCaster MkII
- PreSonus Revelator
- Elgato Wave: 3
- Shure MV7
- Beyerdynamic Vox
USB-Mikrofone über 300 Euro:
- Apogee HypeMic
- Antelope Audio Axino Synergy Core
- Shure SM 7B
- Yellowtec iXm Podcaster
XLR-Mikrofone bis 150 Euro:
- IK Multimedia iRig Mic Studio XLR
- Rode PodMic
- bone SC450
- PreSonus PD-70
- Sontronics Podcast Pro
XLR-Mikrofone bis 300 Euro:
- Rode ProCaster
- Shure MV7
- Beyerdynamic M70 ProX
- Audio-Technica AT2050
- AKG C3000
XLR-Mikrofone über 300 Euro:
- Earthworks Audio Icon Pro
- Electrovoice RE-20
- Audio-Technica AT4040
AUDIO-INTERFACE
Ein Audio-Interface wird dann gebraucht, wenn du dich für ein XLR-Mikrofon entscheidest und/oder lokal meherere Gäste gleichzeitig aufnehmen möchtest. Die Aufgabe des Interfaces ist es, das eingehende Mikrofonsignal zu verstärken und von analog in digital zu wandeln. Das gewandelte Signal wird anschließend via USB-/Firewire-/Thunderbolt-Kabel an den Rechner geschickt und in die DAW geschleust. Audio-Interfaces haben in der Regel immer mindestens einen Kopfhörerausgang inklusive Lautstärkeregler. Ein Vorteil gegenüber USB-Mikrofonen, bei welchen sowohl Kopfhörerausgang als auch der dafür vorgesehene Lautstärkeregler oftmals direkt am Mikrofonkorpus angebracht sind, was beim Einstellen zu ungewollten Geräuschen in der Aufnahme führen kann.
USB-Audio-Interfaces mit 2 Mikrofoneingängen:
- Focusrite Scarlett 2i2
- Motu M2
- Universal Audio Volt 276
- Behringer U-Phoria UMC202HD
USB-Audio-Interfaces mit 4 Mikrofoneingängen:
- iConnectivity Audio4c
- Tascam US-4x4HR
- Focusrite Scarlett 4i4
- Audient Evo 8
STANDALONE-RECORDER
Wer lieber All-In-One aufnehmen möchte, kann dies mit Standalone-Recordern tun. Viele Recorder bieten neben den herkömmlichen analogen Anschlüssen USB- und Bluetooth-Schnittstellen, sodass beispielsweise auch Online-Anrufe vom Smartphone aufgenommen werden können. Zudem bieten diese Geräte oftmals Sound-Pads, mit denen Jingles, Sound-Effekte und andere Samples oder Loops „abgefeuert“ werden können. Auch diverse Effekte wie Kompressor und De-Esser finden sich zumeist an Bord. Der Vorteil von Standalone-Recordern ist, dass mit ihnen dank SD-Karte überall seinen Podcast erstellen kann.
Standalone-Recorder:
- Rode RodeCaster Pro
- Tascam Mixcast Pro
- Zoom PodTrak P4
- Zoom H8
- Sound Devices MixPre-6 II
PODCAST SOFTWARE
Für die Nachbearbeitung der Podcast-Aufnahmen empfiehlt sich eine DAW. Da es um die reine Nachbearbeitung von Sprache geht (und eventuelle Einschneider von Musiken, Effekten, etc.), braucht es keine „High-End-DAW“. Es gibt viele unterschiedliche Entwickler, die teils sogar gratis Versionen ihrer Audiobearbeitungs-Software (Programm) anbieten. Zu den Klassikern gehören das Progromm bzw. Programme von Audacity, Bandlab Cakewalk, Garageband, Hindenburg und Reaper. Hier kann man sich Schritt für Schritt der einzelnen Bearbeitung der Episoden machen, Intro und Outro einfügen.
PODCAST AUFNEHMEN
Egal für welches Setup du dich entscheidest, oberstes Gebot beim Aufnehmen deines Podcasts bleibt, nicht zu übersteuern! Anhand des Gain-Reglers deines Mikros/Audio-Interfaces kannst du den Lautstärkepegel einstellen. Dieser sollte bei um die -12 dB FS liegen. Sollte dein Mikrofonsignal bereits zu laut in deine DAW/Recorder gehen, gibt es oftmals Pad-Schalter, die das Signal um 20 dB absenken. Wenn du dir unsicher bist, kannst du für die ersten Aufnahmen einen Limiter in den entsprechenden Kanal der DAW legen und das Ceiling auf -1 dB stellen.
Sobald die Raumakustik geprüft beziehungsweise angepasst ist, das Mikro in der Spinne steckt, Poppschutzfilter angebracht und richtig eingepegelt ist, kannst du aufnehmen.
Übrigens solltest du während der Aufnahme Kopfhörer tragen (am besten geschlossener Bauweise), damit keine Übersprechung auf dein Mikrofonsignal kommt.
AUDIOBEARBEITUNG
Wenn du deine Folge aufgenommen hast, gilt es das Audiomaterial zu bearbeiten. Versprecher und häufige „Ähhs“, „Ähmms“, u.s.w. sollten herausgeschnitten werden. Es gilt stets zwischen Schnitt und natürlichem Sprachfluss abzuwägen. Wenn ein Schnitt den Sprachfluss merklich beeinträchtigt, sollte man überlegen, das „Äh“ zu belassen. Schmatzer sollten hingegen (wenn möglich) immer entfernt werden. Du wirst erstaunt sein, wie viele Leute ihre Sätze mit einem Schmatzlaut beginnen, der im Face-to-Face-Gespräch nicht auffällt, in der Aufnahme aber unangenehm hervorsticht.
Des Weiteren kann bei Sprachspuren ein Low-Cut bei ca. 90 Hz mittels Equalizer gesetzt werden. Bei weiblichen Sprechern durchaus noch etwas weiter oben, bei ca. 120 Hz. Um die Verständlichkeit der Sprache zu erhöhren, hilft oft eine kleine Anhebung bei 250 Hz sowie eine etwas stärkere Anhebung bei ca. 3,5 kHz. Zischlaute können via De-Esser entschärft werden und befinden sich meist im Bereich um die 6,5 kHz. Doch Vorsicht: bei zu viel De-essing klingt es gelispelt!
Nach dem Equing kann die Dynamik mittels eines Kompressors kontrolliert werden. Eine schnelle Attack bei mittlerer bis langsamer Release und einer Ratio von 4:1 bis 6:1 gleicht Lautstärkesprünge aus. Eine hohe Dynamik ist bei Podcasts nicht erstrebenswert, werden sie doch meist als Begleitmedium gehört.
Übrigens können auch mehrere Kompressoren nacheinander eingesetzt werden, die jeweils nur ein paar dB reduzieren. Dies kann vor allem bei Signalen von Online-Aufnahmen wie Zoom oder Skype hilfreich sein, die erfahrungsgemäß sehr schnell verzerren.
Nach der Kompression können die Höhen nochmal mit einem Highshelf-Band im Equalizer angehoben werden, das ist aber signal- und geschmacksabhängig.
Wenn du noch unerfahren in der Podcast- beziehungsweise Sprachbearbeitung bist, können Tools mit künstlicher Intelligenz unterstützen. Hier sind insbesondere iZotope Neutron und United Plugins/Soundevice Digital Voxessor zu erwähnen.
MASTERING UND EXPORT
Ist die Sprache bearbeitet und eventuelle Jingles, Effekte, etc. eingeschnitten, kannst du das Podcast Master erstellen. Ein subtraktiver Equalizer, um gegebenenfalls Störfrequenzen zu entzerren sowie eine sachte Kompression, um alles „zusammenzukleben“ können auf dem Master-Kanal eingesetzt werden. Am Ende der Effektkette sollte ein Limiter platziert werden, dessen Ceiling auf -1 dB FS steht. Letzte Prüfinstanz ist immer das Ohr – Prüfe also, ob dein Podcast gut klingt, nichts übersteuert und alles gut verständlich ist.
Übrigens haben viele Streaming-Plattformen wie Spotify, Youtube und Apple Music eigene Richtlinien bezüglich der Lautheit, die wir in einem separaten Beitrag zusammengefasst haben. Diese Richtlininen spielen allerdings für das Erstellen von Podcasts eher eine Nebenrolle. Dennoch sind gewisse Lautheitswerte (in LUFs gemessen) wichtig damit Euer Podcast nicht zu leise klingt!
Ist alles zu deiner Zufriedenheit, kannst du die Folge exportieren/bouncen. Für Podcasts ist eine Stereo-MP3-Audiodatei mit einer konstanten Bitrate (CBR) von 128 kbps in der Regel ausreichend. Spielst du Musik in deinem Podcast, kannst du die Bitrate auf 256 kbps erhöhen.
UPLOAD UND VERÖFFENTLICHUNG
Um deinen Podcast veröffentlichen zu können, brauchst du einen Hoster. Es gibt verschiedene Hoster, die ebenfalls verschiedene Plattformen bedienen. Die bekanntesten Websites und Apps wie Spotify, Apple Music/Apple Podcasts, ITunes, Deezer und Google Podcasts werden in der Regel von allen Hostern bestückt. Marketing ist also wichtig, damit Dein Postcast gehört wird!
Hoster:
- Podcaster.de
- Podbeam
- Libsyn
- Anchor.fm
- Castor
- Letscast.fm
Sonderfall Youtube: Im Vergleich zu Spotify, Deezer und Co. wird Youtube in der Regel nicht von Podcast-Hostern bestückt. Dennoch kann es nicht schaden, den Podcast bei Youtube hochzuladen. Natürlich wird Bildmaterial benötigt, doch das liegt in Form des Beitragsbildes jeder Folge ebenso bereit wie die fertige Audiospur – du musst also keine separaten Inhalte dafür erstellen. Am Einfachsten ist es daher, einfach ein Standbild des Beitragsbildes über die Dauer des Podcasts einzublenden – was mit jeder Videosbearbeitungssoftware schnell und einfach gelingt. Wenn du noch keine Software für Videobearbeitung hast, empfehle ich das kostenlose DaVinci Resolve von Black Magic Design.
Die Veröffentlichung deiner Folgen kannst du übrigens auf Youtube dem deines Hosters angleichen, damit die Folgen auf Spotify, Deezer, Youtube & Co. zeitgleich erscheinen. Mit einem geringen Mehraufwand erhöhst du so die potenzielle online Reichweite deines Podcasts.
Tipps:
- Die eigene Sprachspur immer lokal mitschneiden à bessere Audioqualität.
- Bei Online-Interviews: Gegenüber fragen, ob er/sie die Sprachspur lokal aufnehmen und anschließend schicken kann.
- Safety first: Viele Online-Videochat-Plattformen bieten eine integrierte Audio-Aufnahmefunktion. Diese immer aktivieren, auch wenn die Spuren lokal aufgenommen werden, damit ein Backup vorhanden ist.
- Gesprächspartner briefen: Vor dem Podcast sollte dem Gesprächsparter klar sein, welches Equipment er/sie benötigt, ggf. welche Videochat-Plattform genutzt wird, Thema, etc.
- Wenn du Musik im Podcast spielst, sollte diese vorab fertig produziert sein. Die eventuelle Bearbeitung von Musik sollte nicht erst beim Erstellen deines Podcasts passieren.
- Für jede Audiospur (Sprecher, Jingle, Musik …) solltest du eine eigene Audiospur in deiner DAW erstellen. Dies erleichert die Bearbeitung und Lautstärkeeinstellung.
- Höre deine Folge nach dem Erstellen nochmal ab.
- Lade deinen Podcast zusätzlich über die Webseite bei Youtube hoch.
Autoren:
Christoph Strauß, Chris Jones